Halle 2014
Keynotelekture in Halle – Fritz Boege: „Wer keine schöne Haut hat, der hat auch viele andere Altersblessuren“
(09.07.2014) Falten, Pigmentflecke, erschlafftes Gewebe: Nirgendwo hinterlässt die Zeit so deutliche Spuren wie auf der Haut eines Menschen. Doch kann sie auch als Indikator für Alterungsprozesse in anderen, schlechter zugänglichen Organen dienen? „Die Haut lässt Rückschlüsse auf den Zustand der inneren Organe zu“, ist Professor Dr. Fritz Boege von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf überzeugt. Seine neuesten Erkenntnisse stellt er beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Halle an der Saale am Donnerstag, den 25 September 2014 vor. In seiner Keynote-Lecture „Die Haut als Indikator der extrinsischen Alterung“ erläutert er Chancen und Fallstricke des Indikators Haut.
Altern geschieht unterschiedlich schnell
„Der Meier ist aber alt geworden!“ Wer kennt diese Situation nicht? Nach langer Zeit trifft man einen ehemaligen Klassenkameraden oder Kollegen wieder und ist erstaunt, wie sehr sich dessen Aussehen verändert hat. Krähenfüße um die Augen, hervortretenden Adern an der Hand, erste Falten am Hals – die Haut zeigt relativ deutlich, wie alt ein Mensch ist. Allerdings: So unvermeidlich das Altern ist, so unterschiedlich schnell verläuft es.
„Wir können intuitiv sagen, ob sich jemand gut gehalten hat oder überdurchschnittlich alt wirkt“, sagt Prof. Dr. Fritz Boege von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. „Anhand seiner Haut können wir einem Menschen seine Lebenshaltung deutlich ansehen. Die Frage ist aber, ob sich dieses intuitive Wissen auf den molekularen Bereich ausweiten lässt.“
Rückschlüsse auf den Zustand innerer Organe?
Dem Direktor des Zentralinstituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik zufolge wird die menschliche Alterung im Wesentlichen von zwei Größen bestimmt: durch die genetische Disposition und durch externe Einflüsse wie Ernährung, Lebensführung und Umweltbedingungen. Das Zusammenspiel dieser Faktoren entscheidet, wie schnell Prozesse ablaufen – also wie lange Organe, Nerven- und Herzkreislaufsystem gesund bleiben. Besonders deutlich wird dies am Zustand der Haut. „Vereinfacht gesagt: Wer keine schöne Haut hat, der hat auch viele andere Altersblessuren.“
Von besonderem Interesse sind für Boege die Fibroblasten, aus denen die Lederhaut zu einem großen Teil besteht. Da sich diese Zellen selten teilen, wird an ihnen der Effekt alterungsrelevanter Einflüsse besonders deutlich – mit spannenden Konsequenzen für die Forschung. „Fibroblasten können möglicherweise als Indikatoren für Alterungsvorgänge in anderen, schlechter zugänglichen Organen dienen“, sagt Boege.
Weitere Studien notwendig
Einen Haken gibt es jedoch: Bislang setzen die Wissenschaftler überwiegend auf Modellstudien in Gewebekultur. „Wir brauchen aber lebendige Zellen, um valide Ergebnisse zu erhalten“, sagt der 55-Jährige. „Zurzeit ist es in etwa so, als ob man mithilfe des Abwassers herausfinden wollte, was in einem Haus geschieht.“
Auch dürfe man nicht vernachlässigen, dass die Haut Extremfaktoren wie der UV-Strahlung ausgesetzt ist – was auf innere Organe nicht zutrifft. Fritz Boege warnt daher: „Es ist ein attraktives Konzept, Fibroblasten als Indikatorsystem für extrinsische Alterungsvorgänge heranzuziehen. Aber es fehlen noch Studien zur Absicherung dieses Ansatzes. Der Weg ist noch weit!“
Zur Person:
Prof. Dr. Fritz Boege studierte Medizin an der Universität Würzburg, wo er auch promovierte und habilitierte. Seit 2002 ist er Direktor des Zentralinstituts für Klinische Chemie und Laboratorium an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Von 2007 bis 2009 war er zudem Prorektor für Forschung, Forschungstransfer und wissenschaftlichen Nachwuchs.
Boege ist unter anderem Mitglied folgender Gesellschaften: Deutsche Vereinte Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Deutsche Gesellschaft für Alternsforschung und American Society for Biochemistry and Molecular Biology.
Jahreskongress der DGG und DGGG in Halle (Saale)
24. bis 27. September 2014
Prof. Dr. Fritz Boege, Düsseldorf
Keynote-Lecture: „Die Haut als Indikator der extrinsischen Alterung“: 25.09.14, 10:00 bis 10:45 Uhr, Audimax der Universität Halle HS XXII
Abstract-Band Halle 2014
Zum Kongress der Deutschen Gesellschaften für Gerontologie und Geriatrie vom 24. bis 27. September 2014 in Halle (Saale) wurden zu dem Thema "Stress und Altern – Chancen und Risiken" weit mehr als 500 Abstracts sowohl in Poster- als auch in Vortragsform für das wissenschaftliche Programm eingereicht – eine beeindruckende Beteiligung. Kongresspräsident PD Dr. Rupert Püllen ist begeistert: "Das ist eine höchst erfreuliche Entwicklung!" Damit auch Sie sich ein Bild von den vielseitigen und qualitativ hochstehenden Beiträgen machen können, steht Ihnen der Abstract-Band ab sofort hier zum Download zur Verfügung.
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