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20. Dezember 2022

Zum Jahreswechsel: ein Blick zurück und auf neue Ziele

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Der Jahreswechsel ist die Zeit, in der viele einen Moment innehalten und den Blick zurück und nach vorne richten. Was hat uns das Jahr gebracht? Wo geht die Reise hin? 

Nach einer ausgeprägten Corona-Winterwelle im vergangenen Jahr hatten wir immerhin einen relativ unbeschwerten Sommer mit wenig Corona-Fällen, relativ normalen Urlaubsreisen und den ersten Kongressen, die wieder in Präsenz stattfinden konnten. Nach so vielen Jahren Pause war es für uns alle sehr wichtig, dass wir uns wieder persönlich auch auf unserem Kongress treffen und den direkten Austausch pflegen konnten. Die Besucherzahlen des Kongresses in Frankfurt am Main haben uns gezeigt, dass Ihnen dieser direkte Austausch ebenso wichtig ist wie mir. 

Mit der Reaktivierung unseres Jahreskongresses ging auch die neu gegründete „Junge Geriatrie“ sehr erfolgreich an den Start. Viele haben sich dort gemeldet und den Grundstein für eine erfolgreiche Nachwuchs- und Netzwerkarbeit in der Geriatrie gelegt. Auch der Internistenkongress im Frühjahr war für die Geriatrie ein voller Erfolg, da wir hier mit einem reichhaltigen und sehr abwechslungsreichem Geriatrie-Programm aufwarten konnten. So sind in diesem Jahr einige Dinge wieder in Gang gekommen, die wir jetzt weiter vorantreiben müssen.

Der Blick nach vorne ist allerdings besonders schwierig. Heutzutage haben wir das Gefühl, dass eine Katastrophe die andere jagt: Pandemie, Flutkatastrophe, Klimawandel, Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Inflation, Rezession. Die Welt und unser Leben sind unsicherer geworden. Gerade deshalb sollten wir alles daransetzen, nicht nur auf Krisen zu reagieren, sondern auch langfristig die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört nicht nur eine nachhaltige Energiepolitik, sondern auch eine nachhaltige Gesundheitspolitik. Hierzu gehören deutlich mehr präventivmedizinische Ansätze, wie wir sie in der Geriatrie schon lange propagieren. Gerade die neuen „World guidelines for falls prevention and management of older adults“ zeigen hier Ansätze auf, wie man die wachsende Zahl der Frakturen senken könnte, wenn entsprechende Diagnostik- und Präventionsprogramme implementiert werden. Deren Finanzierung müssen wir jetzt von der Politik einfordern und auf nachhaltig wirksame Maßnahmen drängen. 

Doch wir müssen in der Medizin natürlich auch viel weiter denken und besonders auch die jungen Menschen in den Blick nehmen. Die Menschen müssen lernen, dass ihre Gesundheit zu einem wesentlichen Anteil auch in den eigenen Händen liegt. Man muss es nur wissen, früh genug daran denken und früh genug etwas dafür tun. In einer Zeit, in der Sport fast nur noch auf dem Bildschirm stattfindet und Ernährung fast nur noch in Form von Fast- oder Convenience-Food praktiziert wird, braucht es deutlich mehr als „nur“ wissenschaftliche Erkenntnisse. 

„Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“ Mit diesem Zitat aus Wilhelm Meisters Wanderjahren (J. W. Goethe) möchte ich Sie in die Zeit des Jahreswechsels schicken und wünsche Ihnen allen einige Momente des Innehaltens und der ganz persönlichen Rückschau.

Schöne Weihnachtstage und einen guten Rutsch!

Ihr
Rainer Wirth

Foto: Torben Brinkema

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