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Nachruf Dr. med. Thomas Stamm
(23.02.2021) Dr. med. Thomas Stamm verstarb am 12. Dezember 2020 verstarb nach langer, schwerer Krankheit im Alter von nur 69 Jahren. Sein lebenslanges Engagement für die Themen Frührehabilitation und Geriatrie haben seine Vision auf den Weg gebracht: Den geriatrisch qualifizierten Hausarzt. Im Rahmen seiner Mitarbeit im Vorstand der DGG und als Weiterbildungsbeauftragter ist das Curriculum für Hausärzte zum Thema Ambulante Geriatrische Rehabilitation mit seinem Namen stets verbunden.
Geboren 1951 in Gronau, studierte er schon als 18-Jähriger Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Staatsexamen und Promotion erfolgten 1975. Die Facharztausbildung absolvierte Thomas Stamm in der Klinik für Neurologie der MHH bei Prof. Hans Schliack. Nach dem Facharzt für Neurologie 1981 folgten die psychiatrischen Ausbildungsabschnitte in Wunsdorf und an der Universität Göttingen für den Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Nach zwei Oberarztstationen ließ Thomas Stamm sich Ende 1984 als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Nienburg/Weser nieder. Schon bald interessierte er sich aufgrund der Erfahrungen des niedergelassenen Nervenarztes für die geriatrische Rehabilitation. Im Jahre 1991 entwickelte er seine Zweigpraxis in Bruchhausen-Vilsen zu einer Modelleinrichtung regionaler Geriatrischer Rehabilitation und Pflege, in Trägerschaft der AWO Bremen, weiter. Er übernahm die ärztliche Leitungsfunktion in enger Kooperation mit drei Hausarztpraxen. Für ihn war es die logische Konsequenz nach dem Erwerb des Facharztes für Physikalische Medizin und der Klinischen Geriatrie, die Niederlassung zu beenden und zum Jahresbeginn 1997 die Leitung der neu gegründeten Abteilung für Geriatrische Rehabilitation an den Kreiskliniken Dachau-Indersdorf zu übernehmen. Sein beruflicher Weg führte ihn dann 1999 in den Norden, wo er die Leitung der Modellklinik für Frührehabilitation und Geriatrie am Westküstenklinikum Heide übernahm.
Bereits während seiner Niederlassungszeit hatte sich Thomas Stamm berufs- und standespolitisch engagiert, so auch in der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Im Jahre 1997 wurde er als Weiterbildungsbeauftragter in den Vorstand der DGG gewählt. Unter seiner Federführung entwickelten im Jahre 1998 der Hausärzteverband und die DGG ein 160 Stunden umfassendes Curriculum für Hausärzte zum Thema Ambulante Geriatrische Rehabilitation. In den Jahren 2002 bis 2007 wurde mit ihm als wissenschaftlichen Leiter von der Akademie der Ärztekammer Schleswig-Holstein dieses Curriculum wiederholt durchgeführt. Initial erfolgte die wissenschaftliche Begleitung durch die AG Sozialgerontologie im Institut für Medizinsoziologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Leiterin Dr. Hanneli Döhner), gefördert durch das Merck Institute for Aging and Health. Insgesamt absolvierten weit über 200 Teilnehmer das Curriculum in Bad Segeberg.
Ein weiteres Thema seiner Zeit in Heide war die Integrationsversorgung und regionale Schlaganfallrehabilitation in Dithmarschen. Das Projekt mit dem Namen Westwind wurde im Jahre 2001 mit dem Berliner Gesundheitspreis des AOK-Bundesverbandes ausgezeichnet. Im Jahre 2003 endete die Mitarbeit im Vorstand der DGG – die Diskussion um den Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie war das beherrschende Thema. Die ungezählten Vorträge, die Thomas Stamm im Laufe der Jahre auf den Jahreskongressen und vielen, vielen anderen Gelegenheiten gehalten hat, drehten sich auch immer wieder um die Themen Pflegebedürftigkeit und Pflegende Angehörige. Seine Krankheit, die später die weitere Berufsausübung unmöglich machte, breitete sich langsam, aber stetig – auch für seine Umwelt spürbar – aus und führte ihn dann in den Zustand der Stille und Pflegebedürftigkeit in seinem letzten Lebensjahrzehnt. Aus Sicht ex post erscheint seine Umtriebigkeit in seinen Themen, als hätte er geahnt, dass ihm nicht viel Zeit bleibt.
Dank seiner Ehefrau und ihren gemeinsamen vier Söhnen, mittlerweile mit ihren eigenen Familien, war er stets in beeindruckender Weise bis zum Schluss im Zentrum des Familienlebens, auch wenn er nicht mehr sprechen konnte. Seine Visionen vom geriatrisch qualifizierten Hausarzt und der schnittstellenübergreifenden Versorgung alter Menschen passten vielleicht nicht in das DRG-Zeitalter, aber das mag sich in der Zukunft noch ändern.
G. Heusinger von Waldegg, Wittenwurth / Magdeburg
Foto: privat
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