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Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung: Intensiv- und Notfallmediziner legen klinisch-ethische Entscheidungsempfehlungen vor
(26.03.2020) „Wir entscheiden nicht nach Alter!“, lautet die Überschrift der heute veröffentlichten Empfehlungen „Entscheidungen über die Zuteilung von Ressourcen in der Notfall- und der Intensivmedizin im Kontext der COVID-19-Pandemie“ der Fachgesellschaften für Akut- und Intensivmedizin. Dieses Paper enthält unverzichtbare klinisch-ethische Empfehlungen für die äußerst schwierige Entscheidungsfindung in der Ressourcenzuteilung bei den anstehenden Entwicklungen im Zusammenhang mit COVID-19-Patienten. Dies begrüßt die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie sehr.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
es ist zu erwarten, dass akut-und intensivmedizinische Versorgungskapazitäten nicht mehr für alle Patienten ausreichen werden. Die Entscheidungskonflikte zur Verteilungsgerechtigkeit sind vorhersehbar. Die jetzt vorgelegten Empfehlungen sind klar gegliedert und es finden sich einzelne Entscheidungssituationen mit umsetzbaren Empfehlungen.
Das kalendarische Alter wird NICHT als Kriterium genutzt
Die Autoren distanzieren sich ganz bewusst von der häufig zitierten italienischen Lösung, ab 80 Jahren gäbe es keine Therapie mehr, sondern erarbeiten eine dezidierte Entscheidungsfindung, die sich sowohl am klinisch aktuellen Zustand des Patienten sowie an seinem vorausverfügten Patientenwillen orientiert. Diese schließt aber auch die Erfassung von Komorbiditäten ein, wie auch des Allgemeinzustandes, der Gebrechlichkeit und der Fähigkeit, die eigene Situation und die anderer wahrzunehmen sowie differenziert zu interagieren.
Das kalendarische Alter, wie in manch anderen Empfehlungen immer wieder herangezogen, taucht in dieser Empfehlung – begrüßenswerter Weise – überhaupt nicht auf. Im Gegenteil, es wird sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es nicht zulässig sei, alleine aufgrund des kalendarischen Alters oder aufgrund sozialer Kriterien eine Rationierungsentscheidung zu treffen.
Nächster Schritt: Empfehlungen für die akut-stationäre Versorgung im Heim
Daher ist es im nächsten Schritt unerlässlich, Überlegungen zu einer zielgerichteten akut-stationären Versorgung von im Heim versorgten geriatrischen Patienten anzustellen und auch hier unseren Kolleginnen und Kollegen im ambulanten Bereich sowie im Pflegedienst Hilfestellungen an die Hand zu geben.
Die Autoren fokussieren klar auf eine patientenzentrierte Entscheidungsgrundlage und empfehlen ausdrücklich das „Mehraugen-Prinzip“. Dies führt in jedem Fall zu einer spürbaren Erleichterung bei allen Beteiligten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wenn Ressourcen nicht ausreichen, muss entschieden werden. Dies erfordert die Darstellung von Empfehlungen und das Aufarbeiten von transparenten, nachvollziehbaren Entscheidungen. Es ist nicht nur ein Muss, diese Empfehlungen zu lesen und genauestens zu studieren, es ist auch unsere Aufgabe, nun aktiv auf unsere akut- und intensivmedizinischen Kollegen in den Kliniken zuzugehen! Es ist unsere Pflicht, sie bei dieser schwierigen Entscheidungsfindung, vor allem auch für unsere geriatrischen Patienten, aktiv und inhaltlich zielführend zu unterstützen.
Gemeinsam können wir es schaffen!
Ihr
Hans Jürgen Heppner,
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie
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