Online 2021
Infektionen bei geriatrischen Patienten reduzieren: Dr. Jana Seele erhält Schiffbauer-Förderpreis
(09.09.2021) Der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung geht in diesem Jahr an Dr. rer. nat. Jana Seele (Foto). Die Postdoktorandin im Institut für Neuropathologie der Universitätsmedizin Göttingen und im Geriatrischen Zentrum des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende (EKW) hat gemeinsam mit einem interdisziplinären Team aus Biologen, Chemikern, Statistikern und Medizinern eine umfassende Studie durchgeführt, um Infektionen mit den Toxin bildenden Clostridioides difficile (TCD) bei geriatrischen Patienten zu reduzieren. Im Rahmen des Online-Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) wurde die Preisträgerin jetzt ausgezeichnet.
Das Immunsystem im Alter verändert sich und kann im Allgemeinen schlechter mit Infektionen umgehen. Infektionen durch die Bakterienart Clostridioides difficile stellen bei der Behandlung von über 65-jährigen Personen derzeit eine der größten krankenhaushygienischen Herausforderungen dar. Durchfälle, und bei schweren Verläufen Darmverschluss, pseudomembranöse Colitis (PMC), toxisches Megakolon, Darmperforationen und Sepsis, können die Folgen sein. In ihrer Studie hat das Team um Dr. Jana Seele von Mai 2017 bis Februar 2020 zunächst im geriatrischen Zentrum des EKW mit Einzelinterventionen, und anschließend in den drei geriatrischen Kliniken des EKW, des Evangelischen Krankenhauses Gesundbrunnen Hofgeismar und der DRK-Klinik Nordhessen, Standort Kaufungen, mit einer komplexen Interventionen versucht, diese TCD-Infektionen zu reduzieren: Dazu zählten die Flächendesinfektion der gesamten Station mit einem sporiziden Desinfektionsmittel, das Angebot eines probiotischen Trinkjoghurts zur Stärkung der Darmflora und die Verbesserung der persönlichen Hygiene symptomatisch infizierter TCD-Patienten im Vergleich zur Standard-Krankenhaushygiene. „Letzterer Patientengruppe haben wir zusätzlich angeboten, die Bettwäsche täglich zu wechseln und die Kleidung sporizid zu reinigen, um die Verbreitung der Bakterien und insbesondere der bakteriellen Sporen zu reduzieren“, erklärt Jana Seele.
Hygienemaßnahmen reduzierten Infektionen um 40 Prozent
Das Maßnahmenbündel führte zu einer positiven Veränderung: Die Inzidenz und Prävalenz der Infektionen in allen drei geriatrischen Zentren sanken um rund 40 Prozent – während die Einzelmaßnahmen ineffektiv erschienen. Ob die Veränderung wirklich durch das Maßnahmenbündel oder durch die gesteigerte Aufmerksamkeit der Beschäftigten hervorgerufen wurde, ließe sich durch weitere Studien ergründen. „Das Preisgeld setzen wir dafür ein, um das Projekt zunächst in vitro weiterzuführen. Langfristig ist eine klinische multizentrische Studie geplant, um zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen“, so Seele. Mit Blick in die Zukunft wünscht sich die Preisträgerin, dass noch mehr Wert auf Hygienemaßnahmen und die Ernährung im Krankenhaus zum Wohle der Patienten gelegt wird. „Das geht bereits mit relativen einfachen Maßnahmen. Indem zum Beispiel probiotische Joghurts anstatt ultrahocherhitzte Standardjoghurts angeboten werden. Oder indem noch häufiger die Bettwäsche gewechselt wird“, so die Preisträgerin.
Die Idee der Schiffbauer-Preise: Exzellente wissenschaftliche Arbeiten in der Geriatrie würdigen
„Die hervorragende Arbeit des Teams rund um Doktor Jana Seele leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Klinikalltags nicht nur von geriatrischen Patienten. Sie hat den Förderpreis der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung in höchstem Maße verdient“, sagte Professor Hans Jürgen Heppner, Past President der DGG in seiner Laudatio. Jährlich vergibt die DGG zusammen mit der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung zwei Preise für herausragende wissenschaftliche Arbeiten in der Geriatrie, die in Deutsch oder Englisch veröffentlicht wurden: den mit 6.000 Euro dotierten Ehrenpreis und den mit 3.000 Euro dotierten Förderpreis. Bewerbungen werden immer zwischen dem 15. März und dem 15. Juni des jeweiligen Jahres von DGG-Sekretär Professorin Marija Djukic entgegengenommen.
Foto: privat
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