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30. Juli 2014

Agenda 2020: The Future of Geriatrics

(30.07.2014) Die häufigsten Fragen, die Geriater in Deutschland der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) stellen, ist sicherlich: „Was haben wir in den vergangenen Jahren erreicht und wo stehen wir nun? Was sind die wichtigsten Aufgaben in den kommenden Jahren?“
Natürlich wissen wir alle: Die Bedeutung der Geriatrie wächst unablässig. Aber im Gesundheitswesen ist es durchaus nicht selbstverständlich, dass ein Fach entsprechend seiner Bedeutung gewürdigt und mit den nötigen Ressourcen ausgestattet wird. Die Geriatrie musste und wird daher ihre Position immer wieder neu erkämpfen müssen. Dafür ist es wichtig, ein klares Profil zu haben und dies immer wieder in Fachkreisen wie auch der allgemeinen Öffentlichkeit zu kommunizieren.

Was haben wir nun in den vergangenen Jahren erreicht und welche Ziele müssen wir in der Zukunft verfolgen?

Inhaltliche und wissenschaftliche Weiterentwicklung
Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht die inhaltliche und wissenschaftliche Weiterentwicklung des Faches. Auf diesem Fundament baut alles Weitere auf. Stellvertretend für viele weitere wichtige Aktivitäten seien vier Bereiche genannt, an denen die DGG intensiv gearbeitet hat:

  1. Da sei ein Screeninginstrument genannt, um geriatrische Patienten in den Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser zu identifizieren. Wir alle wissen, dass ein kurzer Blick auf das Geburtsdatum dafür nicht ausreicht. Wie aber sollen Ärzte aus den verschiedenen Fachdisziplinen in den Notaufnahmen die Patientengruppe erkennen, für die eine geriatrische Versorgung sinnvoll ist? Zu dieser wichtigen Frage liegt jetzt erstmals ein Vorschlag vor, den die maßgeblichen Verbände der Geriatrie in Deutschland abgestimmt haben.
  2. Ein weiterer Bereich, dem sich die DGG intensiv widmet, ist die Versorgung von akut somatisch erkrankten Demenzpatienten. Dazu hat die Fachgesellschaft zusammen mit 22 Kliniken in Deutschland Standards erstellt und publiziert, die Spezialstationen für Patienten mit kognitiven Einschränkungen erfüllen sollten (ZGG 2014; 47:136-140).
  3. Positives gibt es auch aus den Universitätskliniken zu vermelden: Gleich drei weitere namhafte Universitäten haben W3-Professuren für Geriatrie und Altersmedizin neu eingerichtet: Aachen, Heidelberg und Göttingen. Mehrere Universitäten sind in der Planungsphase, zum Beispiel Kiel. Die neuen Inhaber der Lehrstühle werden das Bild der Geriatrie in Zukunft entscheidend mitprägen.
  4. Äußerst wichtig ist außerdem die Leitlinienarbeit, welche die DGG leistet. So hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin zusammen mit uns die S3-Leitlinie „Klinische Ernährung in der Geriatrie“ veröffentlicht. Parallel dazu ist eine neue S3-Leitlinie „Klinische Ernährung in der Neurologie“ zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Neurologie erschienen. Im Augenblick arbeitet die DGG an weit mehr als zehn Leitlinien mit.

Vernetzung
Die Vernetzung der DGG national und international auszubauen war ein weiteres Anliegen des Vorstandes in den vergangenen Jahren.
Die DGG hat dazu die Arbeit in der European Union Geriatric Medicine Society (EUGMS) verstärkt und vertritt ihre Interessen im Full Board der Gesellschaft. Auch durch unsere Mitgliedschaft in der Strategiegruppe der EUGMS gestalten wir die künftige Arbeit der EUGMS mit.
In Deutschland arbeitet die DGG zudem eng mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) zusammen. Die Geriatrie hat in der DGIM eine eigene Sektion erhalten, ebenso wie die Kardiologie oder die Gastroenterologie.

Verankerung des Geriaters in der Versorgungsstruktur
Obwohl die Zahl der Krankenhausbetten in Deutschland reduziert wird, erhält die Geriatrie mehr Betten, zum Beispiel im Bundesland Nordrhein-Westfalen 13,3 Prozent mehr. Noch wichtiger ist jedoch: Die Kliniken werden hier nun verpflichtet, bei Aufnahme eines Patienten über 75 Jahren ein geriatrisches Screening durchzuführen. Krankenhäuser müssen außerdem Behandlungspfade und Kooperationen mit Geriatrien eingehen und einen Versorgungsverbund einrichten. Außerdem sollen große geriatrische Zentren aufgebaut werden, um die Weiterbildung der behandelnden Mediziner zu gewährleisten. Solche mit der Politik gemeinsam erarbeiteten Krankenhauspläne wie der in Nordrhein-Westfalen haben Vorbildcharakter für ganz Deutschland.
Wichtig ist außerdem: 2014 waren 586 Ärztinnen und Ärzte in Deutschland befugt, interessierte Fachärzte zu Geriatern auszubilden – 32 mehr als im vergangenen Jahr und sensationelle 239 mehr als im Jahr 2012. Die Geriatrie hat flächendeckend die Möglichkeit zur Weiterbildung geschaffen. Das ist entscheidend, um künftig den Nachwuchs für unser Fach auszubilden.

Nachwuchs fördern
Überhaupt ist die Förderung des Nachwuchses ein wichtiges Thema. Die DGG bringt sich dafür als wissenschaftliche Fachgesellschaft in die Konzeption des so genannten Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloges Medizin (NKLM) ein und hat im Rahmen der European Union Geriatric Medicine Society auch an europaweiten Lehrzielen mitgearbeitet.
Der NKLM bildet die Grundlage für den künftigen Aufbau des Medizinstudiums in Deutschland. Natürlich sollte die Geriatrie hier eine wichtige Rolle spielen! Außerdem wird die Geriatrie künftig auch Examensfragen für die Medizinstudierenden mitkonzipieren.
Die DGG unterstützt die studentische Nachwuchsarbeit außerdem durch eine eigene Facebook-Seite, eine Famulaturbörse für Medizinstudierende, durch Nachwuchsveranstaltungen auf den Jahreskongressen und entsprechende Stipendien.
Ein großes Anliegen ist der DGG außerdem, die Aus- und Weiterbildung in der Geriatrie qualitativ zu sichern. Daher hat die Fachgesellschaft sich entschlossen, eine eigene Fortbildungsakademie zu gründen. Nutzen Sie den Kongress 2014 in Halle zum Beispiel auch für eine Fortbildungsreise mit Ihren Mitarbeitern!

Ausblick
Trotz jahrelanger intensiver inhaltlicher und politischer Vorarbeit – Besuchen in der Bundesärztekammer und in Landesärztekammern, Präsenz auf dem Deutschen Ärztetag und vielem mehr – ist der Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie noch immer nicht flächendeckend eingeführt. Hier werden wir intensiv weiterarbeiten.
Außerdem wollen wir die geriatrische Forschung weiter stärken. Dafür werden wir versuchen, zusammen mit Stiftungen Forschungsstipendien im In- und Ausland zu ermöglichen.
Der demografische Wandel gehört zu den größten Herausforderungen unseres Landes. Wir Geriater haben hierbei eine Schlüsselposition. Dabei geht es auch um eine neue Wertschätzung für das Alter, die wir vermitteln können. Ich freue mich auf den diesjährigen Kongress in Halle, auf die vielen Anregungen, Diskussionen, Ideen und Gespräche mit Ihnen!

 

Foto: iStock.com/ricardoreitmeyer

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