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Gremienarbeit zwischen Altersmedizin und Kontinenz-Gesellschaft: DGG-Experten verantworten wichtige Schnittstellen-Positionen
(16.08.2022) Die Altersmedizin profitiert von der Vernetzung mit anderen Disziplinen und vom Engagement von Geriaterinnen sowie Geriatern in verschiedenen Gremien. Zwei aktive Ehrenamtler ziehen nun eine erste Bilanz ihrer Tätigkeit: Dr. Klaus Becher (Foto rechts), Chefarzt an der Klinik Wartenberg und Mitglied der Arbeitsgruppe Inkontinenz der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist als Vertreter der Geriatrie in den Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft (DGK) gewählt worden. Professor Andreas Wiedemann (Foto links), Urogeriater und Chefarzt der Klinik für Urologie am Evangelischen Krankenhaus Witten sowie Leiter der DGG-Arbeitsgruppe Inkontinenz, ist zum Vorsitzenden der DKG gewählt worden. Er sagt: „Perspektivisch betrachtet gibt es durch die Amts- und Gremientätigkeit viel mehr Möglichkeiten, etwas für das jeweilige Fach zu bewegen.“
Als aktuelles Projekt der Deutschen Kontinenz Gesellschaft hat sich Prof. Wiedemann die Überarbeitung der Leitlinie zur Heilmittelberatung zum Ziel gesetzt. „Zudem freue ich mich, dass wir ganz neu einen Kontinenz-Preis über 1.500 Euro für junge Medizinerinnen und Mediziner sowie einen Innovationspreis über 2.500 Euro ausloben können. Damit wollen wir deutlicher als bisher auf dieses Forschungsfeld aufmerksam machen“, so Wiedemann, der seit November 2021 der DKG vorsteht. Sein persönliches Ziel für die insgesamt dreijährige Amtszeit ist es, den Stellenwert der Behandlung und Auseinandersetzung mit dem Thema Harninkontinenz in der medizinischen Diskussion deutlich zu erhöhen. „Ein Großteil der alternden Gesellschaft leidet an einer Inkontinenz. Das heißt, es muss noch mehr finanzierte Forschung für exakt diesen Themenschwerpunkt geben – genau daran arbeiten wir“, sagt Wiedemann. Im Rahmen des nächsten Kongresses seiner Fachgesellschaft, der am 11. und 12. November in Frankfurt am Main stattfindet, will der Mediziner wichtige wissenschaftliche Diskussionen zur Kontinenz anschieben. „Und wir wollen aufzeigen, dass das Arbeitsfeld letztendlich auch für jüngere Medizinerinnen und Mediziner attraktiv ist."
Inkontinenzkonferenzen: Teamarbeit für Therapieerfolg
Inkontinenz ist in der Regel ein altersabhängiges Problem. Und es ist Teil der Multimorbidität älterer Menschen – gerade die Herausforderungen der Multimedikation spielt bei dieser Altersgruppe eine wichtige Rolle. „Es sind viele Nebenwirkungen zu beachten. Bei der medizinischen Behandlung von Inkontinenz gibt es zahlreiche Überschneidungen mit der Geriatrie“, sagt Wiedemann. Er spricht sich klar dafür aus, dass die Fächer Geriatrie und Urologie noch viel voneinander lernen können. Und er hat eine Forderung: „So wie es in Kliniken Tumorkonferenzen gibt, sollte es zum Wohle der Betroffenen auch Inkontinenzkonferenzen geben, die verschiedene Positionen in die Behandlungsberatung einbeziehen – im Team für den Therapieerfolg“, sagt der Urologe Wiedemann.
Die Kontinenz-Wahrnehmung soll in medizinischen Fachgesellschaften verbessert werden
Viel Unterstützung erhält Andreas Wiedemann bei genau dieser Schnittstellenarbeit zwischen Altersmedizin und Inkontinenz von seinem DGG-Kollegen Klaus Becher. Als neues Mitglied des DKG-Expertenrates mit Schwerpunkt Geriatrie berät und unterstützt er den Vorstand und die Geschäftsführung der Deutschen Kontinenz Gesellschaft bei den vielfältigen Aktivitäten zur Verbesserung der Wahrnehmung des Themas Kontinenz in der Gesellschaft und in den medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. „Es geht aber auch um die Beratung zu ganz spezifischen Fragen – vor allem zu Fragen außerhalb von Leitlinien und evidenzbasierter Behandlung bei hochbetagten multimorbiden Patienten. Hier stehen wir immer wieder vor der Herausforderung, für diese Menschen mit oftmals mehreren Beschwerden zur gleichen Zeit sowohl im Krankenhaus als auch in der ambulanten Versorgung eine optimale Therapie zum Wohle von Patientinnen und Patienten mit dem Ziel einer guten Lebensqualität zu gewährleisten“, so Becher.
Expertenrat verbessert Qualitätsansprüche bei DKG-Zertifizierungen
Durch seine ehrenamtliche DKG-Tätigkeit ist Klaus Becher auch an der Organisation von Symposien, Fortbildungen, Aktionstagen – wie der World Continence Week oder dem Jahreskongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft – beteiligt. Bei letzterem übernimmt er in diesem Jahr die Tagungspräsidentschaft für den Arbeitskreis Benignes Prostatasyndrom, in dem er auch als Geriater seine Expertise einbringt. Seit rund zehn Monaten ist Becher im Expertenrat aktiv. Seitdem hat er beispielsweise den Kriterienkatalog für die Zertifizierung von Kontinenz-Beratungsstellen und Beckenboden-Zentren nach Geriatrie-spezifischen Fortbildungsaspekten ergänzen können. „Wer die DKG-Zertifizierung erhalten oder behalten möchte, kann zum Beispiel durch Fortbildungen zum Thema Kontinenzerhalt nicht nur auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie sondern nun auch auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft Innere Medizin teilnehmen und unter anderem so seine Kenntnisse nachweisen“, sagt Becher. Das sei ein wichtiger Qualitätsindikator.
Und er unterstreicht die Bedeutung der Geriatrie in der DKG: „Der Expertenrat der DKG besteht aus einer interdisziplinären Gruppe von Fachfrauen und Fachmännern unterschiedlicher Schwerpunkte – darunter Urologie, Gynäkologie, Neurourologie, Pädiatrie, Physiotherapie, Gastroenterologie, Proktologie und Abdominalchirurgie. Die Inkontinenz ist eine der häufigsten Funktionseinschränkungen im höheren Lebensalter und gilt mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen sowie den unterschiedlichsten Ursachen als geriatrisches Syndrom. Deshalb muss die Geriatrie mit ihrer Fachexpertise aktiv gestaltend und lenkend die Diagnostik, Therapie und Beratung von älteren Menschen mit Inkontinenz begleiten“, so der Chefarzt für Allgemeine und Geriatrische Rehabilitation. „Es gehört aber auch zu unseren Aufgaben, auf die Folgen einer Nichtbehandlung oder Falschbehandlung hinzuweisen. Das heißt, wir müssen älteren Menschen einerseits die Angst vor komplexen Behandlungen nehmen und andererseits auch mögliche Grenzen der Behandlung von Inkontinenz aufzeigen.“
Foto: Prof. Wiedemann (Evangelisches Krankenhaus Witten), Dr. Becher (Klinik Wartenberg Professor Dr. Selmair GmbH & Co. KG)
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