Pressemeldungen
PM: Geriatrie-Kongress: Preise in Höhe von 12.000 Euro für bedeutende wissenschaftliche Arbeiten verliehen
Herausragende Leistungen in der Geriatrie vierfach ausgezeichnet: Im Rahmen des Online-Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) wurden jetzt der Ehren- und der Förderpreis der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung, der DGG-Preis zur Förderung der interdisziplinären Altersforschung sowie der Bethesda Forschungspreis des Wissenschaftsforums Geriatrie über insgesamt 12.000 Euro verliehen. „Die eingereichten wissenschaftlichen Arbeiten haben sich allesamt durch eine sehr hohe Qualität ausgezeichnet, sodass die Auswahl der Siegerarbeiten nicht einfach war“, sagt DGG-Präsident Rainer Wirth. Geehrt wurden für ihre herausragenden Forschungsarbeiten (im Bild v. l.) Privatdozent Dr. med. Heinrich Burkhardt aus Mannheim, Dr. rer. nat. Jana Seele aus Göttingen, Dr. Carl-Philipp Jansen aus Heidelberg sowie Dr. med. Björn Hegner aus Berlin.
Der mit 6.000 Euro dotierte Ehrenpreis der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung geht in diesem Jahr an Privatdozent Dr. Heinrich Burkhardt, Direktor der IV. Medizinischen Klinik / Geriatrie der Universitätsmedizin Mannheim. Gewürdigt wird der Geriater und Internist für seine hervorragende und vielfältige Forschungsarbeit insbesondere zur Pharmakotherapie beim älteren Patienten – ein Bereich, in dem er sich auch an der Universität Heidelberg habilitierte. Zusammen mit Professor Martin Wehling vom Zentrum für Gerontopharmakologie der Universität Heidelberg entwickelte er FORTA, kurz für Fit fOR The Aged, – heute eine der international bedeutendsten Medikamenten-Klassifikationen für die Anwendungseignung bei älteren Menschen, die auch als App erhältlich ist. „Mir war und ist es stets ein Anliegen, die Vulnerabilität älterer Menschen, etwa durch ihre Multimorbidität, bei individuellen Entscheidungen zur Pharmakotherapie zu berücksichtigen. FORTA ist ein sehr wichtiges Instrument dafür“, sagt der Geriater. Als einer der Initiatoren hat er FORTA auf der internationalen Bühne etabliert und in verschiedenen vernetzten Projekten in diesem Feld mitgearbeitet.
Infektionen bei geriatrischen Patienten reduzieren: Dr. Jana Seele erhält Schiffbauer-Förderpreis
Der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung geht in diesem Jahr an Dr. rer. nat. Jana Seele. Die Postdoktorandin am Institut für Neuropathologie der Universitätsmedizin Göttingen und im Geriatrischen Zentrum des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende (EKW) hat gemeinsam mit einem interdisziplinären Team aus Biologen, Chemikern, Statistikern und Medizinern eine umfassende Studie durchgeführt, um Infektionen mit den Toxin bildenden Clostridioides difficile (TCD) bei geriatrischen Patienten zu reduzieren. Das Immunsystem im Alter verändert sich und kann im Allgemeinen schlechter mit Infektionen umgehen. Infektionen durch die Bakterienart Clostridioides difficile stellen bei der Behandlung von über 65-jährigen Personen derzeit eine der größten krankenhaushygienischen Herausforderungen dar. Durchfall, und bei schweren Verläufen Darmverschluss, pseudomembranöse Colitis (PMC), toxisches Megakolon, Darmperforationen und Sepsis können die Folgen sein. In ihrer Studie hat das Team um Dr. Jana Seele von Mai 2017 bis Februar 2020 zunächst im geriatrischen Zentrum des EKW mit Einzelinterventionen und anschließend in den drei geriatrischen Kliniken des EKW, des Evangelischen Krankenhauses Gesundbrunnen Hofgeismar und der DRK-Klinik Nordhessen, Standort Kaufungen, mit komplexen Interventionen versucht, diese TCD-Infektionen zu reduzieren. Dazu zählten die Flächendesinfektion der gesamten Station mit einem sporiziden Desinfektionsmittel, das Angebot eines probiotischen Trinkjoghurts zur Stärkung der Darmflora und die Verbesserung der persönlichen Hygiene symptomatisch infizierter TCD-Patienten im Vergleich zur Standard-Krankenhaushygiene. Das Maßnahmenbündel führte zu einer positiven Veränderung: Die Inzidenz und Prävalenz der Infektionen in allen drei geriatrischen Zentren sanken um rund 40 Prozent – während die Einzelmaßnahmen ineffektiv erschienen.
DGG-Preis zur Förderung der interdisziplinären Altersforschung geht an Dr. Carl-Philipp Jansen
Den mit 2.000 Euro dotierten DGG-Preis zur Förderung der interdisziplinären Altersforschung erhält in diesem Jahr der Sportwissenschaftler Dr. Carl-Philipp Jansen, stellvertretend als Koordinator der interdisziplinären Studie „LiFE-is-LiFE“, für seinen Beitrag „Stürze vermeiden, Aktivität steigern: Vergleich eines individualisierten und eines gruppenbasierten LiFE-Formats“. Bei der vergleichenden Studie arbeitete ein Team aus Forscherinnen und Forschern in Heidelberg, Stuttgart, Ulm und Hamburg aus den Bereichen Sportwissenschaft, Gesundheitswissenschaft, Medizin, Epidemiologie und Psychologie eng zusammen. Das untersuchte Programmformat LiFE, das bisher in Forschungsprojekten in Australien, den USA und Kanada eingesetzt wurde, steht für Lebensstil-integrierte Funktionelle ÜbungEn. Es soll sturzgefährdete Menschen ab 70 Jahren dabei unterstützen, sich im Alltag sicher, selbständig und aktiv zu bewegen. „Der Gedanke ist, dass die Teilnehmenden nach Anleitung Alltagshandlungen so anpassen können, dass diese einen Trainingseffekt haben und selbständig durchgeführt werden können. Die Übungen können also bei der Erledigung täglicher Dinge – etwa beim Kochen, Putzen, Einkaufen oder Spazierengehen – ganz nebenbei gemacht werden“, erklärt Dr. Jansen. Da das LiFE-Programm zuvor nur in Form von individuellen Hausbesuchen vermittelt wurde, was für eine flächendeckende Verbreitung zu zeit- und kostenintensiv ist, entstand die Forschungsfrage: Erzielt ein gruppenbasiertes Training (gLiFE) dieselben positiven Effekte bei geringeren Kosten wie ein individuell durchgeführter Ansatz? Während sich in puncto Sturzhäufigkeit keine eindeutige Nicht-Unterlegenheit von gLiFE nachweisen ließ, überraschte das Forscherteam ein anderes Ergebnis umso mehr: „Diejenigen Personen, die das LiFE-Format in der Gruppe durchgeführt haben, intensivierten ihre körperliche Aktivität signifikant – im Durchschnitt steigerten sie ihre täglichen Schritte um etwa 1.300, und damit um fast 900 Schritte mehr als Personen beim individuellen LiFE-Format“, so Dr. Jansen.
Dr. Björn Hegner erhält den Bethesda Forschungspreis des Wissenschaftsforums Geriatrie
Der mit 1.000 Euro dotierte Bethesda Forschungspreis des Wissenschaftsforums Geriatrie geht an Dr. Björn Hegner, Chefarzt der Vitanas Klinik für Geriatrie Märkisches Viertel in Berlin. Ausgezeichnet wurde eine veröffentlichte Forschungsarbeit mit dem Titel „mTORC1 und mTORC2 koordinieren die osteoblastische Differenzierung mesenchymaler Stromazellen durch differenzielle Einflüsse auf Zellschicksalsprogramme“. Unterstützt hat ihn dabei seine damalige Doktorandin Theres Schaub, heute Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zell- und Neurobiologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Die Ergebnisse der durchgeführten Studie, auf der die Veröffentlichung basiert, legen nahe, dass durch die Aktivitätssteigerung bestimmter molekularer Schalter altersbedingten Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose vorgebeugt werden könnte.
Fotos: v.l.n.r.: Privatdozent Dr. med. Heinrich Burkhardt (Universitätsklinik Mannheim), Dr. rer. nat. Jana Seele (privat), Dr. Carl-Philipp Jansen (Robert-Bosch-Krankenhaus, Fotograf: Christoph Schmidt), Dr. med. Björn Hegner (privat)
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