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Stuttgart 2016

30. August 2016

Keynote-Lecture Mark S. Lachs: „Mehr Forschung, Teamarbeit und Politik – damit können wir Gewalt gegen Ältere noch früher erkennen!“

(30.08.2016) Es ist eines der letzten großen Tabuthemen in der Öffentlichkeit: Gewalt gegen ältere, pflegebedürftige Menschen. Schläge, Beleidigungen oder auch finanzielle Ausbeutung finden im engsten Familienkreis statt. Zu Hause, in Pflegeheimen oder auch in Kliniken werden Ältere misshandelt. Nur kaum einer redet drüber. Dabei gibt es Strategien zur Hilfe. Genau darüber berichtet Professor Mark S. Lachs vom Weill Cornell Medical College in New York in seiner Keynote-Lecture „Elder Abuse: Advances in Science and Service“ beim gemeinsamen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Stuttgart.

Lachs will in diesem Bereich für eine bessere Aufklärung sorgen. Und das in zwei Schritten: Zum einen will er dafür werben, dass es zukünftig mehr Studien in diesem Feld gibt – auch mit deutscher Beteiligung. Zum anderen will er in Stuttgart davon berichten, wie in den USA mittlerweile Teams aus ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen dafür sorgen, dass Gewalt gegen ältere Menschen sehr früh erkannt und auch öffentlich gemeldet wird. „Ich glaube, dass sich diese Strategie auch sehr gut in vielen anderen Ländern und Gesellschaften anwenden lässt“, sagt Lachs. „Die Interventionsansätze sollten die gleichen sein.“

In Zukunft Studien nicht nur mit Gewaltopfern

Auch wenn es noch viel Arbeit gibt, so sieht Lachs die Wissenschaft auf einem guten Weg. „Wir wissen mittlerweile dank intensiver Untersuchungen viel mehr über die Gewaltfaktoren, Ursachen und Wirkungen.“ Durch forensische Untersuchungen lassen sich Verletzungsarten an älteren Menschen sehr gut nachweisen. Hinzukommen zahlreiche Erkenntnisse zu Gewalt in Pflegeheimen. Neurowissenschaftliche Studien zeigen beispielsweise, dass finanzielle Ausbeutung Auswirkungen auf den Alterungsprozess des Gehirns hat.

Lachs identifiziert gleichzeitig aber auch die Schwachstellen in der Forschung. „Bislang haben wir die meisten Befragungen und Nachforschungen nur unter den Opfern betrieben. In Zukunft müssen wir Studien anlegen, die sich mit Menschen aus der breiten Bevölkerung beschäftigen. Mit Menschen, die bereit sind, Gewalttaten zu melden. Ich bin davon überzeugt, dass solche Studien machbar sind.“

Wissenschaftlich und politisch aktiv werden – darüber möchte Lachs diskutieren

Dabei ist die Ausgangslage keine einfache. Eine große Herausforderung wird vor allem sein, genügend Personen mit Gewalterfahrungen ausfindig zu machen. „Doch erst dadurch werden wir wichtige Erkenntnisse gewinnen. Wie das genau aussehen kann, will ich mit den Kollegen in Stuttgart gerne diskutieren“, sagt Lachs.

Der Amerikaner sieht die Zeit gekommen, dass sich Geriater und Gerontologen des Problems der Gewalt an Älteren verstärkt annehmen. Er selbst beschäftigt sich seit Jahrzehnten damit. „Hier müssen wir jetzt wissenschaftlich und auch politisch aktiv werden“, sagt Lachs. „Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen ist weit verbreitet, sie findet verdeckt statt und nur gemeinsam können wir sie frühzeitig aufdecken.“ Wie das funktionieren kann, will er in seiner Keynote erläutern.

Zur Person:

Dr. Mark S. Lachs ist Absolvent der New York University School of Medicine. Im Anschluss entschied er sich für ein zusätzliches Masterprogramm in Public Health an der renommierten Yale University. Dort war er dann auch einige Jahre als Assistant Professor of Medicine tätig, bevor er als Leiter der Geriatrie ans Cornell University Medical College wechselte. Seitdem bekleidet Mark S. Lachs zahlreiche Positionen im akademischen Bereich – er ist aber auch an vielen außeruniversitären Einrichtungen aktiv. Aktuell arbeitet Mark S. Lachs als Professor der Medizin am Weill Cornell Medical College. Er ist dort einer der Leiter der Abteilung für Geriatrie und Palliativmedizin. Daneben ist er Direktor des Bereichs Geriatrie für das New York Presbyterian Health Care System. Sein Interesse gilt dem Einsatz für ältere Menschen. Davon zeugen auch seine zahlreichen Publikationen, Lehraufträge und über 100 Gastvorträge, die sich mit der Vernachlässigung und Gewalt gegen ältere Menschen, ethischen Themen und der Finanzierung des Gesundheitswesens beschäftigen.

Mark S. Lachs, New York
Keynote-Lecture: „Elder Abuse: Advances in Science and Service“
Freitag, 09.09.2016
09.45 Uhr bis 10.30 Uhr
König-Karl-Halle

Vortragssprache der Keynote ist Englisch. Um das Verständnis zu fördern, werden jedoch neben den englischen Slides simultan auch deutsche Slides gezeigt.

Abstract-Band Stuttgart 2016

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